Schwierige Kundschaft

Im Normalfall habe ich ja sehr, sehr nette, umgängliche Kundinnen. Aktuell habe ich aber leider mal wieder eine, die vermutlich (?) mit sich selber recht unglücklich ist und einen relativ depressiven / lustlosen Eindruck macht.

Bei Fragen zur Passform kommt meist „ach – ist doch alles egal“ oder „weiss auch nicht“. Das macht Anpassungen doch relativ schwierig. Zeigen kann ich nichts, weil sie nicht viel sieht – ihr Mann ist aber ein guter Beobachter und Tippgeber. Irgendwann platzt dann aus ihr „aber da isses zu eng / weit / tief / hoch“ heraus.

Ich empfinde den Umgang mit ihr als sehr mühsam und tue mich etwas schwer, es nicht auf mich / meine Arbeit zu beziehen. Gerade nähe ich ihren Prothesen-BH fertig, den sie morgen abholen will. Meine Motivation hält sich sehr in Grenzen …

Meine Ärztin meinte, dass solche halt immer wieder drunter wären und die meist vorher schon mit Depressionen / Verstimmungen gekämpft hätten und mit der Brustamputation meist sehr hadern. Machen könne man da nicht viel – ausser es nicht persönlich zu nehmen.

Veröffentlicht am 16. Mai 2016, in Alltag. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 15 Kommentare.

  1. Vielleicht ist dann die Brust-OP das letzte Tröpfchen, dass das Fass der Unzufriedenheit zum Überlaufen bringt. Das würde ich ähnlich sehen wie deine Ärztin.

    Und ja, da fällt es einem wirklich schwer als Dienstleister, das nicht auf die eigene Arbeit zu beziehen. Aber es zeichnet einen als Dienstleister auch aus, wenn man mit solchen Kunden professionellen Umgang hegen kann. Deine Aufgabe ist es eben nicht, sie von ihren Depris zu befreien, sondern ihr ein Wohlbefinden und Wohlgefühl beim Tragen des BHs zu verschaffen. Und genau darauf kannst du sie ja hinweisen. Dass es eben nicht egal ist – weil es zu Problemen führen kann, die du ggf. schon hattest oder über die du mehr weißt als ich. Und die sie sicher vermeiden will – auch wenn eh alles egal ist.

    Das Selbstwertgefühl muß sie sich schon selbst erarbeiten, du kannst ihr aber das Rüstzeug dazu geben.

    • Ja – weiss ich alles und mach ich auch so. Aber ich kann halt noch keine Brüste ranzaubern …. Wenn ich das könnte, hätte ich keinerlei finanzielle Sorgen … 😉

      Trotzdem ziehen mich Menschen mit einer solch enormen negativen Energie einfach runter – obwohl ich doch recht viel dagegen zu setzen hab. Eigentlich.

      Ah – ich muss noch über die nette Kundin von Donnerstag bloggen und meinen Arztbesuch. Es passiert so viel grad, dass ich mit schreiben nicht nachkomm….

      • Dass du es so machst, glaube ich dir schon.

        Herunter zieht einen so etwas immer nur dann, wenn man es persönlich an einen heranläßt. Und es wohl – meine Meinung – bewußt oder unbewußt als richtig oder folgerichtig erachtet. Geht mir zumindest so in bestimmten Dingen.

        Da bleibt meist nur, einen Selbstschutz an der Stelle errichten. Ich sage mir dann immer: Gern würde ich die ganze Welt verbessern, kann jedoch nur bestimmte Dinge ändern. Der andere kann dann auch gern in bestimmten Dingen (die ihn betreffen) versuchen, ebendiese zu ändern. Ich kann es genau da eben nicht.

        Letzlich hat jeder nur ein begrenztes Energiepotential – und das kann man für dieses oder jenes oder was ganz anderes nutzen. Für alles, was man möchte, reicht es in der Regel nicht.

  2. Schwieriger Fall – wahrscheinlich ist es noch bitterer, wenn man zu einer Behinderung (hier die Sehschwäche) dann auch noch den Brustkrebs obendrauf bekommt…je nach Naturell kann es da schon zu grosser Negativität kommen. Du hast wirklich viel dagegenzusetzen und bringst das Positive – es wird sicher auch irgendwo eine gute Auswirkung auf solche Personen haben, selbst wenn es erst einmal nicht zu bemerken ist. Das Wichtigste ist, dass du es nicht auf dich beziehst – ja, ich weiss, leicht gesagt…

  3. Versuch es nicht an heran zu lassen. Mehr geht nicht.

  4. Das kann ich mir gut vorstellen, dass es schwer ist sich da abzugrenzen, denn schliesslich geht es da wirklich um Deine Arbeit. Wie geht ihr Mann denn damit um?

    • Er versucht ihr so weit wie möglich beizustehen und ist sehr besorgt um sie. Heute war sie sehr glücklich – der BH hat gut gepasst 🙂

      • Deine BHs sind wunderschoen, und es ist so gut dass es jemanden gibt der dieses Produkt so sexy aussehen laesst. Dennoch – sicher kauft man insbesondere die ersten nicht gerne…

        • Ja – ich hab da auch grosses Verständnis dafür. Zu den meisten Kundinnen hab ich sehr schnell einen guten Draht – deshalb bin ich wohl bei den wenigen, bei denen das nicht so ist, etwas enttäuscht. Ist aber jetzt ja doch alles sehr erfreulich ausgegangen 🙂

  5. Man will es sich gar nicht vorstellen.
    Finde es schön, dass Du solchen Menschen helfen willst, sich besser zu fühlen.

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